Aktualisiert: 05.05.21, 16:20 Uhr

AstraZeneca – Impfstoff

Der AstraZeneca-Impfstoff ist derzeitig sehr viel in den Schlagzeilen. Die folgende Informationen sollen Ihnen helfen, sich ein Bild von dem Impfstoff und sich am Ende eine Meinung zur Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff zu machen.

Wie funktioniert der Impfstoff?
Bei dem AstraZeneca-Impfstoff handelt es sich, wie bei dem mRNA-Impfstoff von BioNTech, um einen genbasierten Impfstoff, der aber Mithilfe eines Trägervirus (Vektor) arbeitet und deshalb als Vektorimpfstoff bezeichnet wird.
Hierbei wird ein nicht vermehrungsfähiges Schimpansen-Adenovirus als Vektor (Überträger) genutzt., um den genetischen Code bzw. Bauplan für das Coronavirus-Spike-Protein in die Körperzellen des Menschen zu schleusen. Diese Trägerviren können nicht krank machen, aber in menschliche Zellen eindringen und ihr Erbmaterial freisetzen.
Bei dem Coronavirus- Spike-Protein handelt es sich um einen Eiweißkörper, der auf der Oberfläche des gefährlichen Coronavirus sitzt und den Abwehrzellen als Angriffsort dient. An dieses Oberflächenprotein docken Abwehrzellen oder Abwehrstoffe an, um das Virus abzutöten und unschädlich zu machen.

Nachdem der Vektorvirus eine Körperzelle infiziert hat, wird diese gezwungen, das Spike-Protein des Coronavirus zu produzieren. Dieser Fremdstoff wird ins Blut abgegeben und ruft das Immunsystem auf den Plan. Es beginnt spezifische Abwehrstoffe(Antikörper) und Abwehrzellen (spezifische T-Zellen) gegen das fremde Spike-Protein zu produzieren. So baut der Geimpfte einen Impfschutz gegen den betreffenden Erreger auf und ist somit auf einen erneuten Angriff perfekt vorbereitet.
Die Vektorviren sind so konstruiert, dass ihr Erbgut (inklusive dem eingeschleusten Spike-Protein-Bauplan) nicht in das menschliche Erbgut eingefügt werden kann.

Häufige, aber harmlose Nebenwirkung
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle sowie grippeähnliche Syptome wie  Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Fiebrigkeit. Die Mehrzahl der Nebenwirkungen war von leichtem Schweregrad und gingen üblicherweise binnen einiger Tage nach der Impfung immer vollständig zurück. Im Vergleich zur ersten Dosis waren die nach der zweiten Dosis auftretenden Nebenwirkungen milder und wurden weniger häufig berichtet. Bei älteren Erwachsenen (≥ 65 Jahre) war die Reaktogenität generell milder und wurde weniger häufig berichtet.

Seltene, aber gefährliche Nebenwirkung – Thrombosen, insb. Hirnvenenthrombose
Mit einer Wahrscheinlichkeit des Auftretens von 1:200.000 (1 Person von 200.000 Astra-Geimpfte) können durch das eigene Immunsystem sekundär Störungen im Gerinnungssystem auftreten, welche sich dann als venöse Thrombosen in teils ungewöhnlichen Körperregionen (im Kopf => Hirnvenenthrombose, im Bauch => Mesenterialvenenthrombose) sowie arterielle Thrombosen präsentierten. Die meisten dieser Fälle traten innerhalb der ersten sieben bis vierzehn Tage nach der Impfung auf.
Verantwortlich dafür sind die Blutplättchen oder Thrombozyten. Normalerweise dichten sie Schäden an den Gefäßen ab, um eine Blutung zu stoppen. Bei diesen Thrombosen verkleben allerdings Blutplättchen, ohne dass eine Blutung vorliegt. Die Aktivierung der Blutplättchen bzw. der Gerinnung erfolgt vermutlich durch Antikörper, die offenbar bei einigen wenigen Menschen nach der Impfung mit AstraZeneca gebildet werden. Diese Abwehrstoffe docken an die Blutplättchen an und aktivieren sie. Es bilden sich Gerinnsel, die im schlimmsten Fall das Gefäß komplett verstopfen können.
Vollkommen unklar ist allerdings noch, wie der Impfstoff die Bildung dieser gerinnungsaktivierenden Antikörper auslöst. Ob das direkt geschieht oder ob es bislang unentdeckte Cofaktoren bei den Betroffenen gibt – beispielsweise bestimmte genetische Voraussetzungen – die eine Art Kettenreaktion auslösen, an deren Ende es zur  Verklumpung der Blutplättchen in den Adern kommt.
Weder die Einnahme der Antibabypille noch die generelle Neigung einiger Menschen zu Thrombosen scheinen das Auftreten dieser atypischen durch das Abwehrsystem hervorgerufenen Thrombose zu beeinflussen. Dass diese Nebenwirkung überwiegend bei jüngeren Menschen auftritt, wird damit begründet, dass das Immunsystem des älteren Menschen eben nicht mehr so reagiebel bzw. “kräftig” ist.

Symptome:
Kommt es zu einem Blutgerinnsel, staut sich das Blut in den umliegenden Adern und es kommt zu einer Abflussstörung. Diese kann entweder zu einer sogenannten Stauungsblutung führen oder aber zu einer Schwellung des betroffenen Organs. Wer 4 bis 16 Tage nach der Impfung mit AstraZeneca unter folgenden Symptomen leidet, solle umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Schmerzen im Nasen-Augenwinkel
  • Sehstörungen
  • anhaltende Kopfschmerzen, welche auf die üblichen, frei verkäuflichen Schmerzmittel nicht oder nur unzureichend ansprechen
  • Kurzatmigkeit
  • Beinschwellungen
  • anhaltende Bauchschmerzen
  • neurologische Symptome wie Lähmungen oder Gefühls- oder Sprachstörungen
  • punktförmige Hautblutungen

Die gute Nachricht ist, dass man mit speziellen Bluttests herausfinden kann, ob es sich um eine Thrombose handelt, die durch Antikörper ausgelöst wird. Durch spezielle Immmunglobuline und Blutverdünner kann man das Blutgerinnsel wieder auflösen, wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt derzeit, bis zur Klärung der noch offenen Fragen den Impfstoff von AstraZeneca, trotz der der Zulassung ab 18. Lebensjahr nur für Personen ab 60 Jahren einzusetzen. Der Nutzen einer Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff in Relation zum Risiko für seltene Hirnvenenthrombosen nimmt mit dem Alter und der Infektionsrate zu, d.h. Ältere profitieren am meisten von der Impfung. Der Nutzen überwiegt aber in allen Altersgruppen das Risiko. Zu diesem Fazit kommt eine erneute, eingehendere Analyse der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).

Impfschäden
Wenn eine Impfung öffentlich vom Staat empfohlen wird, wie es ja momentan bei der Coronaimpfung der Fall ist, dann haftet im Falle eines bleibenden gesundheitlichen Impfschadens auch der Staat finanziell für Folgeschäden. Der Kausalzusammenhang muss gar nicht eindeutig bewiesen werden, sondern es reicht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Impfung zum Schaden geführt hat.
Für Impfschäden gelten die Regelungen des sozialen Entschädigungsrechts (Bundesversorgungsgesetz). Wer durch eine von der obersten Landesgesundheitsbehörde öffentlich empfohlenen Schutzimpfung einen Impfschaden erlitten hat, erhält auf Antrag eine Versorgung vom Land. Empfehlen die Länder auf Grundlage des STIKO-Beschlusses die Impfung von Astra Zeneca (also Impfung empfohlen ab 60 Jahre sowie nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung auch unter 60 Jahren), dann haften die Länder, wenn die bekannten Nebenwirkungen auftreten.

Zusammengefasst
Sehr viele Menschen wurden und werden noch mit AstraZeneca geimpft und haben es gut vertragen. Der Nutzen einer Impfung, der vor einer schweren Erkrankung mit Covid-19 schützt, ist viel höher als das Risiko von vereinzelt auftretenden Fällen von Thrombosen. Die gefährlichen Thrombosen sind bekannt und können behandelt werden, so dass die Gefahr von bleibenden Schäden real sehr gering ist. Die Flut der Negativschlagzeilen werden dem AstraZeneca-Impfstoff nicht gerecht. Lassen Sie sich nicht zu sehr von dem Medienrummel beeinflussen und gehen Sie die Angelegenheit sachlich an. Der Impfstoff schützt Ihre Gesundheit und die gefährlichen seltenen Nebenwirkungen sind weitgehend bekannt und therapierbar.

Sie müssen die Risiken abwägen. Zum einen das Risiko, dass die oben beschriebenen Blutgerinnsel (Thrombosen) nach derzeitigem Kenntnisstand auch bei Personen unter 60 Jahren sehr selten (weniger als 0,01 % der geimpften Personen in dieser Altersgruppe) aufgetreten sind. Zum anderen sollte individuell eingeschätzt werden, ob das persönliche Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 (z. B. persönliche Lebens- und Arbeitsumstände und Verhalten) oder das persönliche Risiko für eine schwere und möglicherweise tödliche Verlaufsform von COVID-19 (z. B. aufgrund von Grunderkrankungen) erhöht ist. Letztendlich müssen Sie es selbst entscheiden, ob und wann Sie sich mit welchen Impfsoff impfen lassen oder eben nicht.